Beitrag vom: 30.09.2021 Kategorie: Aktuelles-AllgemeinPresse (ab September 2020)
Hessisch-Niedersächsische-Allgemeine vom 30. September 2021

Edgar Franke im Interview mit der HNA

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Schwalm-Eder – Kaum war die Wahl vorbei, war Dr. Edgar Franke wieder von Nordhessen unterwegs nach Berlin – in der Tasche das Direktmandat des Wahlkreises 170 Schwalm-Eder/Frankenberg. Das gewann er zum vierten Mal in Folge. Viel zu tun gebe es gerade in Berlin, sagt Franke. Und das auch mit Blick auf die anstehenden Sondierungsverhandlungen. Wir sprachen mit dem 61-jährigen SPD-Mann während einer Sitzungspause über seinen Wahlsieg und den seiner Partei.

Sie haben auch mit Ahler Wurst und dem Slogan „Zwei gute Rote für Berlin“ geworben. Sie sind jetzt wieder in Berlin – wer bekam die Ahle Wurst?

Früher habe ich immer meiner nordhessischen Abgeordnetenkollegin Brigitte Zypries „Ahle Würste“ mitgebracht, als sie noch Ministerin war. Die „gute Rote“ vom Plakat bekam mein Ostfriese und Mitarbeiter Onno Wulf.

Hinter Ihnen liegt ein Wahlkampf mit jeder Menge Terminen. Wie anstrengend war die Tour – wie geht es Ihnen?

Wir haben volle Düse Wahlkampf gemacht. Schwalm-Eder/Frankenberg ist einer der größten Wahlkreise im Westen Deutschlands. Von einem Ende zum anderen sind es mit dem Auto fast zwei Stunden. Aber ich mag Menschen – deswegen habe ich die Fahrzeiten immer gern in Kauf genommen. Und die Stimmung war überall gut.

Sie haben ein ähnliches Ergebnis wie 2017 eingefahren. Sind sie zufrieden?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis. Diesmal hatte ich sogar zehn Mitbewerber. Trotzdem konnte ich mich auf 39,4 Prozent verbessern.

Wie sehr hat Ihnen der Rückenwind von Olaf Scholz durch den Termin in Melsungen geholfen?

Olaf Scholz hat der SPD eine klare politische Orientierung gegeben. Wer in die Regierung will, der muss auch tatsächlich regieren wollen und können. Das hat Olaf Scholz den Menschen in Melsungen vermittelt. Die Bilder der Begeisterung sprechen für sich – es war fast wie bei einem Rockkonzert!

Bei Ihrem Wahlkampfauftakt gab es einen Corona-Schnitzer, weil Abstände nicht eingehalten und fast keine Masken getragen wurden.

Abstände und Masken in Innenräumen sind wichtig. Insbesondere bei Geimpften und Genesenen muss man aber mit gesundem Augenmaß handeln. Außerdem sollten wir den Menschen keine Grundrechte mehr vorenthalten. Jetzt ist entscheidend, dass sich möglichst viele Personen impfen lassen. Das ist ein Zeichen der Solidarität. Und so können wir Stück für Stück zur Normalität zurückkehren. Wenn die meisten geimpft sind, darf es keinen Lockdown mehr geben.

Grüne und FDP wollen nun sondieren, welcher Partner für sie infrage kommt. Ist es nicht ein merkwürdiges Gefühl, dass die kleineren Fraktionen nun die Königsmacher sind?

Richtig ist, dass wir Sozialdemokraten mit Olaf Scholz die Gewinner der Wahl sind. Die SPD ist die stärkste Fraktion im neuen Bundestag. Wir müssen ökologische Erneuerung mit sozialem Ausgleich und wirtschaftlicher Vernunft verbinden. Dies ist sicherlich in einer Ampel-Koalition mit FDP und Grünen möglich.

Und: Haben Sie Sorge, dass die SPD vielleicht doch nicht weiter regieren kann?

Die Wähler wollen, dass Olaf Scholz und wir Sozialdemokraten das Land in den kommenden Jahren führen. Die Union hat weder ein Konzept noch eine Führungsfigur. Für mich ist klar, dass nur eine SPD-geführte Regierung in Betracht kommt. Und Olaf Scholz kann Kanzler.

Was glauben Sie, wie lange es dauert, bis die Regierung steht?

Das kann im Moment noch keiner sagen. Aber Olaf Scholz hat Grünen und FDP unverzüglich angeboten, noch diese Woche mit den Sondierungen zu starten.

Was bedeutet es für Sie, das vierte Mal hintereinander, das Direktmandat geholt zu haben?

Die Menschen haben mir ein klares Mandat gegeben, unsere Region weiter in Berlin zu vertreten. Ich werde mich weiter für den ländlichen Raum einsetzen. Dazu gehören für mich die bestmögliche gesundheitliche Versorgung und eine digitale Infrastruktur, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Außerdem werde ich mich weiterhin für Bundesmittel stark machen, um wichtige Projekte vor Ort zu unterstützen. Das geht nur dann, wenn man in Berlin mitregiert.

Sie haben auch einen intensiven Internet-Wahlkampf geführt. Wie wichtig war die Präsenz in den sozialen Medien für Ihren Erfolg?

Das lässt sich kaum sagen. Ich habe über meine Fahrradtouren, Wanderungen, Betriebsbesuche und weitere Aktionen in den Kommunen ausführlich in den sozialen Medien berichtet. Viele Menschen haben mich darauf angesprochen. Sie waren beeindruckt, wie viel ich unterwegs war. Die digitale Welt ist wichtig. Corona hat aber gezeigt, dass auch die realen Begegnungen und persönlichen Gespräche unersetzlich sind.

Sie sind Gesundheitsexperte und auch Opferschutzbeauftragter. Wie geht es thematisch für Sie in Berlin weiter?

Ich werde weiter Gesundheitspolitik im Bundestag machen. Mein Amt als Opferbeauftragter übe ich weiter aus, bis eine neue Regierung gebildet wird.

Sie haben zuletzt bei Gesprächen immer wieder auch Ihr Alter thematisiert. War dies Ihre letzte Kandidatur für den Wahlkreis?

Das Alter ist für mich nicht entscheidend. Im letzten Wahlkampf ist meine Frau Carmen gestorben. Deswegen habe ich lange überlegt, ob ich noch einen Wahlkampf mache. In den kommenden vier Jahren werde ich mich weiter mit vollem Einsatz für unsere Region starkmachen. Was danach kommt, entscheiden meine Partei und ich dann, wenn die nächste Bundestagswahl ansteht.

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