Beitrag vom: 18.02.2021 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und MedienAktuelles OpferbeauftragterAktuelles-Allgemein
Pressemeldung

Edgar Franke zum Jahrestag des Anschlags in Hanau

 

„Wir werden die Namen und Schicksale von Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saraçoğlu nie vergessen.

 

Ich habe seit dem rassistischen Terroranschlag häufig ihre Familien getroffen. Der Attentäter hat ihnen ihre geliebten Kinder, Eltern und Geschwister genommen. Ihre Familien haben unfassbares Leid erfahren. Die Pandemie machte gemeinsames Trauern noch schwerer. Wir haben versucht, psychologisch, praktisch und finanziell zu helfen.

 

Die Familien der Opfer kämpfen sich mit großer Kraft zurück ins Leben. Wir werden weiter für sie da sein, auch noch Jahre nach der Tat. Den Opfern muss all unsere Aufmerksamkeit und Solidarität gelten.

 

Unsere Gesellschaft darf gerade jetzt nicht weiter auseinanderdriften. Wir müssen hart daran arbeiten, das tief erschütterte Vertrauen in den Schutz des Staates wieder zu gewinnen. Wir dürfen nicht vergessen, welch tiefe Ängste ein solcher Anschlag bei all den Menschen auslöst, die rassistische Angriffe im Netz und auf der Straße erleben. Wir müssen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung konsequent bekämpfen und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft stärken. Dafür müssen die Maßnahmen, die wir im Kabinettausschuss gegen Rechtsextremismus als Konsequenz aus Hanau beschlossen haben, schnell umgesetzt werden.

 

Aus Sicht vieler Opfer steht die Aufklärung noch am Anfang. Gegen einen toten Attentäter kann es keinen öffentlichen Strafprozess geben, in dem die Opfer Fragen stellen können. Umso wichtiger ist es, trotzdem alle Hintergründe lückenlos aufzuklären. Nur so ist eine Verarbeitung der schrecklichen Traumata überhaupt denkbar. Die Beantwortung der quälenden Fragen der Hinterbliebenen an die hessischen Behörden nach nicht funktionierenden Notrufen oder der Waffenerlaubnis des vor der Tat schon lange auffälligen Täters ist überfällig.“

 

 

Erläuterungen:

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, war seit dem Anschlag an 30 Tagen für persönliche Gespräche mit den Hinterbliebenen der Opfer, Verletzten und Augenzeugen in Hanau. Gemeinsam mit den Opferbeauftragten der Stadt Hanau und des Landes Hessen sowie allen weiteren Beteiligten – u.a. der hessischen Polizei, der Bundesanwaltschaft, dem Bundeskriminalamt, Opferhilfeeinrichtungen, dem Ausländerbeirat der Stadt Hanau, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Glaubensgemeinschaften – koordinierte er die Unterstützung der Opfer. Die Stadt Hanau hat eine psychosoziale Koordinierungsstelle eingerichtet, bei der alle psychosozialen Unterstützungsangebote gebündelt und organisiert wurden. Der Opferbeauftragte hat am Tag nach dem Anschlag ein 24-Stunden-erreichbares psychosoziales Beratungstelefon geschaltet.

 

Um ihnen in dieser schrecklichen Zeit Existenznöte zu nehmen, hat der Bund die Betroffenen mit finanziellen Soforthilfen in Höhe von bislang 1.199.000 Euro unterstützt, davon 1.090.000 Euro an 42 Hinterbliebene (Eltern, Ehe- oder Lebenspartner, Kinder, Geschwister) und 109.000 Euro an 19 körperlich verletzte und traumatisierte Opfer. Weitere, auch dauerhafte Unterstützung ist nach dem Opferentschädigungsgesetz möglich. Zudem hat das Land Hessen einen Opferhilfefonds eingerichtet.

weitere Beiträge:

Beitrag vom: 8.09.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
Synagogenbesucher als Zeugen vor Gericht in Halle Videobeitrag des mdr vom 03.11.2020 mit Interview des Opferbeauftragten.
weiterlesen
Beitrag vom: 8.09.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
Attentat von Halle: Synagogen-Besucher als Zeugen vor Gericht Nach dem Attentat in Halle im letzten Jahr begann am Dienstag der zehnte Verhandlungstag. Diesmal...
weiterlesen
Beitrag vom: 3.09.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und MedienAktuelles-Allgemein
Gastbeitrag des Opferbeauftragten in der FAZ Die Zeiten, in denen die ganze Aufmerksamkeit den Tätern galt, sind vorüber. Heute steht das...
weiterlesen
Beitrag vom: 20.08.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
Geld zur Traumaverarbeitung FAZ Hanau Fonds Land Hessen
weiterlesen
Beitrag vom: 19.08.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
Saida Hashemi, Schwester des getöteten Said Nesar, spricht über die sechs Monate nach dem Anschlag op-online.de vom 19.08.2020
weiterlesen
Beitrag vom: 17.08.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
Hanau: „Alle sollen ohne Angst leben können“ Bild rechts: Durch den Anschlag hat Familie Hashemi ihren lieben Sohn und Bruder Said Nesar verloren....
weiterlesen
Beitrag vom: 30.04.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
„Der Staat hat gegenüber den Betroffenen von Terroranschlägen eine besondere Verantwortung“ Link zum Interview mit dem Berliner Anwaltsblatt (April 2020) Foto: dpa/Nicolas Armer
weiterlesen
Beitrag vom: 29.04.2020 Kategorie: Aktuelles - Opferbeauftragter - Presse und Medien
Anti-Terror-Zusammenkunft Europäischer Justizminister Vorwärts 2/2020
weiterlesen